Auf der Bremse: Rasche Evaluierung
Dennoch ist zu hören, dass das Finanzministerium (BMF) die Fördermittel weniger luxuriös vergeben sehen will. Denn der Budgetrahmen für FISA+ wurde nach dem Ansturm im ersten Jahr für 2024 mit 93 Mio. Euro festgelegt. Damit lag man um das Vierfache über den Prognosen. Gewünscht wird nun offenbar, dass einzelne Kostenpositionen genauer geprüft werden. Was den Verwaltungsaufwand der ohnehin stark beanspruchten Förderstelle noch erhöhen würde. Erst am Mittwoch wurden die FISA+-Richtlinien – früher als vorgesehen zum Jahresende – angepasst. Auch läuft bereits nach eineinhalb Jahren eine erste externe Evaluierung, deren Ergebnis im Herbst erwartet wird.
Aus dem Finanzministerium heißt es auf Anfrage, dass es sich „um keine vorgezogene Evaluierung“ handle, „sondern um eine Zwischenevaluierung, die auch so vorgesehen war.“ Die bestehende Richtlinie habe „aufgrund der beihilferechtlichen Gegebenheiten überarbeitet werden“ müssen. „Ohne diese Überarbeitung wäre das hohe Fördervolumen nicht möglich gewesen“.
Opfer des Sparzwangs?
In der Politik wird derzeit allgemein ein Sparzwang diskutiert. Ein Umstand, der die Branche unruhig werden lässt. In einem Thesenpapier fordern die Produzentenverbände AAFP und Film Austria von der Politik aber „weitere Maßnahmen, um drohenden negativen Entwicklungen frühzeitig gegenwirken zu können“. FISA+ habe auch „zu einer Vielzahl von Unternehmensneugründungen geführt, deren nachhaltiges Wirken für die österreichische Filmwirtschaft infrage gestellt werden kann“, schreiben die Produzenten. Ziel müsse sein, dass die Filmfinanzierung „über das einzelne Projekt hinaus am Standort wirtschaftlich wirksam wird.“ Man befürworte daher eine positive Diskriminierung österreichischer, unabhängiger Unternehmen.
Angesprochen wird damit, dass etwa für Großprojekte wie „Cliffhanger 2“, „Nine Perfect Strangers“ mit Nicole Kidman oder „The Regime“ mit Kate Winslet eigene Firmen für Serviceproduktionen gegründet wurden, die aber z. B. keine Rechte in Österreich generieren.
ÖFI+ schloss sich Evaluierung an
Auch die Förderschiene ÖFI+, die sich dem heimischen Kinofilm widmet, steht auf dem Prüfstand, obwohl dies erst nach drei Jahren geplant war. Das Österreichische Filminstitut (ÖFI) habe sich der Evaluierung von FISA+ angeschlossen, “weil natürlich jede Information über die Wirksamkeit des Modells sinnvoll ist”, heißt es aus dem zuständigen Kulturministerium. Der Budgetrahmen beläuft sich für heuer immerhin auf 39,9 Mio. Euro, dazu kommt das Budget für selektive Filmförderung. Bei Letzterem fordern die Produzenten aber eine Aufstockung auf 30 Millionen Euro (davon zirka 20 Millionen Euro Herstellungsförderung).
Die unabhängige Evaluierung von ÖFI+ erfolge „zu einem sehr frühen Zeitpunkt“, sagt der ÖFI-Direktor Roland Teichmann. Eineinhalb Jahre seien „ein kurzer Zeitraum, um so ein komplexes System substanziell zu evaluieren.“ Es sei aber auch notwendig, „wir stehen vor Wahlen, es wird eine neue Regierung geben, die Sparpakete schnüren wird, und die sich alle Ausgaben genau anschauen wird.“
2023 konnte er auf ein „goldenes Kinojahr“ verweisen (Marktanteil: 6,5 Prozent). Heuer dürften mehr als ein Viertel weniger heimische Filme anlaufen als im Vorjahr. Teichmann sieht vorerst „normale Schwankungen“. Und der Erfolg bei Festivals sei ungebrochen.
Fördertermin ausgesetzt
Ein Problem sieht er darin, dass das Budget für das wichtige Förderelement „ÖFI selektiv“ (für Herstellung zehn Mio. Euro) zu gering sei. „Vor allem durch Kostensteigerungen bei Produktionen brauchen wir hier eine Anhebung um fünf Millionen Euro“, sagt Teichmann. Einen von vier Förderterminen musste das ÖFI heuer, nicht zuletzt aufgrund des Andrangs durch ÖFI+, aussetzen.
Und was plant die Politik?
Im Wahlkampf spielt die Kulturpolitik bisher eine untergeordnete Rolle. In den Programmen zeigen sich jedoch unterschiedlich starke Ambitionen: Während die ÖVP grundsätzlich eine „Stärkung des Filmstandorts“ vorsieht, wird die SPÖ konkreter: Förderungen für Fernsehfonds Austria und ÖFI sollen ausgebaut werden, der ORF solle verstärkt in heimische Inhalte investieren. Und große Streamer sollen (wie auch die Grünen fordern) „einen fairen Beitrag zur Finanzierung des Kreativstandorts Österreich leisten“. Die Neos wiederum wünschen sich einen Bürokratieabbau und Transparenz bei öffentlichen Förderungen. Die genannten Ideen finden sich auch in den Vorschlägen der Produzentenverbände.
Manche befürchten aber, dass in puncto Förderungen in Zukunft eher der Sparstift regieren könnte. Die Umfragenkaiserin FPÖ will Ausgaben für Kulturschaffende „dringend evaluieren“. Einer Podiumsdiskussion zu dem Thema am Montag in Wien bleibt sie übrigens als einzige Parlamentspartei fern.
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